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Über mich und meine Kutte

Seit meinem ersten Alm-Besuch am 6. September 1980 bin ich Stammgast auf der Alm. Zuerst standen wir immer in den damaligen Blöcken 7, 8 und 9. Im Laufe der Saison 1981/1982 sind wir dann in den Block 3 gewechselt.

Nach diesem Wechsel habe ich damit begonnen, mir meine erste Kutte zusammen zu nähen. Damals war dies das Nonplusultra an cooler Fanbekleidung. Neben dem großen Rückenpatch wurden viele kleine Aufnäher drumherum angebracht. Etwas Besonderes waren Fanclub-Aufnäher, von denen es allerdings nicht so viele gab. In Bielefeld hatte damals Volker vom Anhängerclub Rheine immer ein sehr großes Sortiment an Aufnähern von Arminia und auch von anderen Vereinen zu verkaufen. Die besonders begehrten Fanclub-Aufnäher der anderen Vereine hatte er vorher gegen Fanclub-Aufnäher von Arminia getauscht, um sie dann in Bielefeld zu verkaufen. Bei ihm konnte man dann Spieltag für Spieltag was neues erwerben und die eigene Kutte nach und nach voll machen. Leider ist Volker viel zu früh verstorben.

Wenn sich die Gelegenheit ergeben hat, hat man auch die Aufnäher vom eigenen Fanclub gegen andere eingetauscht. Durch die vielen Aufnäher anderer Vereine ist die Kutte insgesamt sehr bunt geworden. Neben dem obligatorischen Schwarz-weiß-blau gab es auch viele Farbtupfer in rot, grün, gelb oder sogar lila. Natürlich wurden dabei insbesondere die Vereine genommen, denen man eher freundschaftlich gesinnt war.

Wenn sich solche Sympathien dann irgendwann änderten, musste man umnähen oder mit dem Filzstift durchstreichen. Letzteres war natürlich nicht so schön, weil damit das teilweise für viel Geld erworbene Schmuckstück zerstört worden ist. Alternativ gab es die sogenannten Anti-Aufnäher. Das waren Patches, die eine besondere Abneigung gegen einen oder mehrere Vereine ausdrückten. Die ersten dieser Anti-Aufnäher waren noch relativ martialisch („Tod und Hass dem…“) während gegen Ende der 80er Jahre neue Exemplare mit mal mehr, mal weniger lustigen Sprüchen auf den Markt kamen.

Das Gegenstück dazu waren die Freundschaftsaufnäher, die es in unterschiedlichen Variationen gab. Entweder haben zwei Fanclubs verschiedener Vereine mit einem gemeinsamen Aufnäher ihre Verbundenheit dokumentiert oder es wurden Aufnäher hergestellt, die die Verbundenheit eines ganzen Vereins mit einem anderen Verein dokumentierten. Letzteres war in vielen Fällen nicht ganz einfach, da nicht jeder Fan eines Vereins die Freundschaft zu dem anderen Verein unterstützte.

Besonders problematisch waren die vielen Fanartikelverkäufer, die es in den 80ern und bis weit in die 90er-Jahre anfangs noch im, später dann vor jedem Stadion gegeben hat. Diese Verkäufer haben oft und schnell jeden kurzfristigen Trend aufgegriffen und daraus Patches herstellen lassen. Daraus erklärt sich die Einheitlichkeit vieler Anti- und Freundschaftsaufnäher. Dasselbe Motiv wurde der Einfachheit halber für unterschiedliche Vereine genommen. Die ursprüngliche Kreativität der von Fans erstellten Motive ging dabei verloren. Besonders ärgerlich war dies, wenn ein Händler das Motiv eines Fanclubs verwendete, um daraus Patches für andere Vereine zu machen, so dass es den Fanclub dann scheinbar mit gleichem Namen und Motiv auch woanders gab. Die beiden mir bekanntesten Fehlgriffe dieser Art waren die Fanclubs „All Ahead“ und „Faithful Lions“.



Mit der Entdeckung der Vermarktungsmöglichkeiten des eigenen Logos durch die Vereine änderte sich dies ab Mitte der 90er Jahre deutlich. Nach und nach haben fast alle Vereine strenge Regeln für die Verwendung des Vereinslogos eingeführt und bei einer missbräuchlichen Nutzung empfindliche Geldstrafen eingeklagt. Fanclubs des jeweiligen Vereins wurde die Nutzung in der Regel erlaubt, in vielen Fällen aber auch nur nach vorheriger Freigabe durch den Verein und auch nur in kleiner Stückzahl, um eine ausufernde kommerzielle Nutzung auszuschließen. Für die Fans und Kuttenträger hatte dies den Vorteil, dass die von den Fanclubs hergestellten Patches wieder kreativer und einzigartiger wurden.

Jahrelang hing meine Kutte übrigens nur bei mir im Zimmer an der Wand und wurde nicht mehr im Stadion getragen. Kutten waren nicht mehr cool und deren Träger standen eher im Ruf, seltsame Gestalten zu sein. Einer blöden Wette ist es dann zu verdanken, dass ich das gute Stück zum Aufstieg 2004 in Osnabrück wieder angezogen habe. (Das Bild oben wurde damals bei dieser Gelegenheit aufgenommen.) Da ich damals fast nur positive Rückmeldungen erhalten habe, habe ich sie danach wieder häufiger angezogen.

Im Laufe der folgenden Jahre habe ich meine Kutte nach und nach verändert. Antiaufnäher und die Aufnäher anderer Vereine habe ich bis auf wenige Einzelstücke entfernt und durch Arminia-Fanclub-Aufnäher ersetzt. Dabei war mir wichtig, eine möglichst große Bandbreite von Aufnähern von verschiedenen und vor allem alten Fanclubs zu verwenden, da ich die Kutte als gelebte Fußball-Fan-Tradition sehe. Je älter die Kutte, desto mehr Fan-Geschichte ist auf der Kutte verewigt. Kuttenträger sind daher für mich eine Art der Fankultur, die Traditionsvereine von Vereinen wie RB Leipzig oder Hoffenheim unterscheidet.

Auf jeden Fall trage ich die Kutte seit vielen Jahren wieder regelmäßig im Stadion. Da Kuttenträger inzwischen selten geworden sind, erregt man damit zwangsläufig Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren durfte ich daher mehrfach bei verschiedenen Arminia-Werbeaktionen mitwirken.



Am Rande des DFB-Pokalfinales 2025 wurde ich außerdem wegen meiner Kutte filmisch portraitiert. Das fertige Interview ist zusammen mit den Berichten über 4 andere Arminia-Kuttenträger bei Youtube zu sehen: Videoportrait mit Interview zu meiner Kutte

Heutzutage wird diese Form der Fankultur in Deutschland nur noch von einigen wenigen Fans gepflegt. Um diese Tradition nicht aussterben zu lassen und um die bestehenden Kuttenträger untereinander zu vernetzen, haben mehrere Fußballfans von verschiedenen Vereinen vor einigen Jahren die Facebook-Gruppe „Kuttenträger mit Tradition“ gegründet. Innerhalb kurzer Zeit ist die Mitgliederzahl in dieser Gruppe in den vierstelligen Bereich geschnellt.

Ein besonderes Highlight wird von dieser Gruppe jedes Jahr im Juni in Würzburg organisiert. Dann treffen sich Hunderte Kuttenträger aus ganz Deutschland unter dem Motto „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“. Bei diesen Treffen geht es immer friedlich und freundschaftlich zu. Im Laufe der Zeit sind dabei viele neue Freundschaften entstanden, die auch außerhalb der Veranstaltung in Würzburg gepflegt werden. Wenn zum Beispiel zwei Vereine gegeneinander spielen, von denen einige Fans in der Kuttenträgergruppe angemeldet sind, kommt es oft zu Treffen der Kuttenträger.

Viele weitere Informationen zu der Facebook-Gruppe und den Kuttentreffen gibt es auf der Internetseite des Gladbacher Kuttenfanclubs Black Beauty.

Auf Youtube gibt es einen sehr ausführlichen Filmbericht mit Interviews vom Kuttentreffen 2025.

Außerdem habe ich mir erlaubt, einen älteren Artikel aus der 11Freunde vom August 2022 über das erste Kuttentreffen als pdf-Dokument zur Verfügung zu stellen.


Seit einigen Jahren gibt es auch in Bielefeld wieder neue Kuttenträger. Wir treffen uns manchmal vor den Spielen, um uns untereinander auszutauschen, Aufnäher zu tauschen oder mit Kuttenträgern anderer Vereine zu treffen. Hier sind einige Bilder von uns:













Wer Kontakt zu den Bielefelder Kuttenträgern aufnehmen möchte, kann dies gerne per Email machen: arminia-kutten@web.de. Die weitere Kommunikation erfolgt dann über eine WhatsApp-Gruppe.

Wie freuen uns außerdem immer über Angebote an (Fanclub-)Aufnähern für die eigene Kutte. Wer noch alte Schätzchen (Aufnäher oder auch ganze Kutten) im Schrank liegen hat und sich freut, wenn sie wieder zum Einsatz kommen, kann sich gerne melden. Wer selber die eigene Kutte wieder tragen möchte, eine eigene Kutte anfertigen möchte oder Aufnäher sucht, ist ebenfalls herzlich willkommen.